Ludwig Feuerbach ein Philosoph schafft
Gott ab
Schon in der Schule interessierte sich
Feuerbach sehr für Religion, begann danach auch Theologie
in Heidelberg zu studieren. Mehr und mehr hielt er den
Glauben an ein höheres Wesen, insbesondere aber das
Christentum für ein Hirngespinst der Menschen. Er wandte
sich der Philosophie zu und wurde 1828 selbst Privatdozent
für Philosophie an der Universität Erlangen.
Feuerbach eckt an
Dort veröffentlichte er anonym auch seine
Schrift Gedanken über Tod und Unsterblichkeit, in der er
die christliche Vorstellung von einem Weiterleben der Seele
im Jenseits und die Existenz Gottes als egoistische
Wunschträume der Menschen kritisiert.
Er wollte, dass sich die Menschen statt
auf ein Jenseits ganz auf ihr Leben im Hier und Jetzt
konzentrierten. Doch mit solchen Vorstellungen provozierte
er die Theologen und auch in der philosophischen Fakultät,
in der er lehrte, eckte er damit an, denn bald wurde klar,
dass er der Verfasser der Schrift war. Man muss bedenken,
dass zu seiner Zeit die Kirche eine sehr große Rolle
spielte und der christliche Glaube für jedermann eine
Selbstverständlichkeit war.
Sogar als er sich um eine Professur in
Erlangen bewarb, hatte er nun keine Chance mehr. Mit seiner
atheistischen Schrift hatte er sich die Möglichkeit auf
eine Karriere an der Universität verbaut. Sein Werk wurde
sogar verboten.
Philosophische Jahre im Schloss
Doch womit sollte er nun seinen
Lebensunterhalt verdienen? Zum Glück entstammte seine
Lebensgefährtin, Bertha Loew, die er 1837 heiratete, einer
wohlhabenden Fabrikantenfamilie. Mit ihr zog er deshalb
nach Bruckberg bei Ansbach, wo sie im Schloss der Familie
wohnten.
Zurückgezogen in sein Studierzimmer
verfasste Feuerbach hier in den Jahren bis 1860 seine
wichtigsten Werke. Zu diesen gehören Das Wesen des
Christentums (1841), Grundsätze der Philosophie der Zukunft
(1843) und Das Wesen der Religion (1845).
Gott ist eine Erfindung der
Menschen
Immer wieder ging es Feuerbach darum, die
christliche Religion bzw. den Glauben an einen Gott als
falsch darzustellen. Sein Schlagwort lautete: Der Mensch
hat Gott zu seinem Ebenbild erschaffen. Religion sei also
nur ein Traum. Die Tatsache, dass fast in der gesamten
Menschheitsgeschichte vor ihm an irgendeinen Gott geglaubt
wurde, erklärt er psychologisch: Der Mensch fühlt sich
ständig von etwas abhängig. Das nennt er dann Gott. In
Wirklichkeit sei der Mensch jedoch nicht von Gott, sondern
von der Natur abhängig, argumentierte Feuerbach.
Aufgrund seiner Verneinung Gottes rechnet
man Feuerbachs Werke zum Atheismus. Das einzige, was er
anerkannte, war das, was man sieht, das Materielle. Deshalb
gehören seine Schriften auch zum Materialismus.
Feuerbachs Ziel war es, Gott aus der
Philosophie hinauszubefördern. Damit wendete er sich gegen
eine Jahrhunderte alte Tradition der Philosophie, die immer
von der Existenz Gottes ausging. Er glaubte sogar, mit
seinen Theorien jede Religion, jede Theologie sowie alle
auf Gott gründenden philosophischen Vorstellungen
überwunden zu haben. Damit hatte er sich allerdings etwas
überschätzt.
Sein Einfluss war dennoch nicht gering.
Philosophen wie Marx, Engels oder Nietzsche knüpften an
seinen Überlegungen an.
Feuerbachs Lebensende
1860 machte die Firma von Feuerbachs Frau
Bankrott, auch das Schloss wurde verkauft. So musste der
Philosoph mit seiner Familie eine neue Bleibe suchen, die
sie in Nürnberg fanden. Doch hier schrieb Feuerbach nur
noch sehr wenig. Jahrelang vegetierte er vor sich hin und
fühlte sich durch Straßenlärm und Kindergeschrei am
Nachdenken gehindert.
Nur durch die Unterstützung von Freunden
und mithilfe öffentlicher Gelder kam seine Familie
einigermaßen über die Runden. Nach mehreren Schlaganfällen
starb Ludwig Feuerbach 1872 in Nürnberg.